Wie oft sticht eine Mücke

Gefährliche Mücken in Europa

Welche Stechmücken gibt es in Europa? Fangen wir klein an.

Allein in den Niederlanden gibt es 30 unterschiedliche Arten von Mücken. Dazu zählen die klassische Stechmücke, die Kranichmücke, die Mottenmücke und die Tanzmücke. Die meisten Stechmücken sind Blutsauger. Ihren Namen verdanken sie dem Umstand, dass die Weibchen für die Reifung ihrer Eier Blut benötigen. Sie gehören zu den Culicidae und sind überall auf der Welt zu finden. Einige nehmen Krankheiten auf, die dann beim nächsten Stich übertragen werden können. Seit den 1960er Jahren haben wir in den Niederlanden keine Malaria mehr, und bis vor kurzem gab es in den Niederlanden auch keine anderen gefährlichen Krankheiten, die durch Mücken übertragen wurden. Aber Zeiten ändern sich.

Heutzutage reisen wir mehr und unser Leben ist globaler geworden. Die exotischen Stechmücken, die wir bis vor 10 Jahren kaum gesehen haben, sind Teil dieser Bewegung. Wir müssen also größer denken. Deshalb konzentrieren wir uns in diesem Beitrag auch nicht nur auf ein Land, sondern auf verschiedene Länder in Europa und darüber hinaus.

Nachrichten über neue exotische Stechmücken, die gesichtet worden sind, erreichen uns immer häufiger. Wir lesen alarmierende Berichte aus Spanien, Italien, der Schweiz und Teilen Süddeutschlands. Manche sprechen von der Asiatischen Tigermücke sogar schon als „alteingesessenem Gast“.

Tiger mosquito in Europe

Quelle: https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/aedes-albopictus-current-known-distribution-january-2019

Wie kommt es dazu?

Zunächst gelangen die exotischen Stechmücken über den internationalen Verkehr nach Europa. Wenn sich diese „fremden“ Mücken dann unserem Klima anpassen und sich ansiedeln, spricht man von invasiven exotischen Mücken. Ein Beispiel dafür ist die asiatische Buschmücke, die in gebrauchten Autoreifen und Schlangenlilien-Pflanzen einreist. Ein anderes Beispiel ist ein gefährlicheres Exemplar, die Tigermücke. Bis vor einiger Zeit war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Dengue- oder Zika-Fieber übertragen kann, unwesentlich. Aber auch das hat sich geändert.

Letztes Jahr versammelten sich auf einem europäischen Kongress für Infektionskrankheiten (ESCMID) nicht weniger als 13.500 Ärzte aus 127 Ländern, um über die Folgen des Klimawandels für die Ausbreitung exotischer Mücken zu diskutieren. Mit immer längeren Warmwetterperioden, milderen Wintern und größeren Regenmengen wird das Mittelmeer für bestimmte Teile des Jahres zu einer tropischen Region. Die exotischen Mücken gedeihen in diesem Klima und Krankheiten wie Dengue (Denguefieber) oder Enzephalitis treten immer häufiger auf. So wurde beispielsweise die portugiesische Insel Madeira im Jahr 2012 von der Gelbfiebermücke heimgesucht. Oder Griechenland, das im selben Jahr mit einem Malariaausbruch zu kämpfen hatte.

Seit 2018 ist das von Stechmücken übertragene West-Nil-Virus auch eine Bedrohung für die südlichen (ost-)europäischen Länder. Dieses gefährliche Virus wird durch gewöhnliche Stechmücken verbreitet, die überall in den Niederlanden und im restlichen Europa zu finden sind. Ursprünglich kam das Virus nur in den Ländern rund um den Nil vor, aber in den letzten Jahrzehnten hat es sich über viele Teile der Welt ausgebreitet. Neben der Verbreitung in Italien und Osteuropa ist das West-Nil-Virus längst in den Niederlanden und anderen westeuropäischen Ländern angekommen.

Quelle: https://www.ecdc.europa.eu/

Von den Menschen, die an West-Nil-Fieber erkranken, haben 80 % kaum Beschwerden. 20% leiden unter leichten Symptomen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Eine kleine Anzahl kann jedoch eine schwere Krankheit wie Enzephalitis oder Meningitis entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben, liegt bei 4 bis 14 %. Bei älteren Menschen kann das Risiko auf 29 % steigen.

Wie wird man infiziert?

Menschen werden durch infizierte Stechmücken angesteckt. Stechmücken wiederum übernehmen das Virus von infizierten Vögeln, die sie stechen. Danach können die Stechmücken das Virus auf andere Vögel und manchmal auch auf Menschen oder andere Säugetiere übertragen. Es ist unüblich, dass das Virus von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Im Falle einer Blut- oder Organtransplantation kann dies jedoch der Fall sein.

Quelle: https://www.msmosquito.org/west-nile-virus

Vor kurzem wurde berichtet, dass in Andalusien, Spanien, vier ältere Menschen an dem West-Nil-Virus gestorben sind und zehn Menschen mit dieser Krankheit ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Regionalregierung von Andalusien hat daher in mehreren Feuchtgebieten Pestizide versprüht, um die Ausbreitung der infizierten Mücken zu verhindern. Vor allem aber haben sie die lokale Bevölkerung aufgefordert, Moskitonetze und Insektenschutzgitter zu verwenden, um sich vor diesem Virus zu schützen.

Andalusien ist eine Gegend, in der Menschen aus der ganzen Welt gerne Urlaub machen. Es ist wunderschön, warm und die Einheimischen sind gastfreundlich. Aufgrund des Klimawandels wird es jedoch immer feuchter, was die Ausbreitung der Mücken und damit die Gefahr, die von ihnen ausgeht, begünstigt. Zudem bringen wir – die Menschen – das Virus wiederum mit in unsere Heimat zurück. Wachsamkeit ist also nicht mehr nur in den Tropen geboten, sondern leider auch in Europa.

Ein weiteres Beispiel für gefährliche Mücken, die wir seit einiger Zeit kennen, ist die Malaria-Mücke. Das Wort Malaria kommt aus dem Lateinischen „mala aria“, was soviel wie „schlechte Luft“ bedeutet. Diese „schlechte Luft“ beschreibt den starken Geruch aus den Sümpfen. Die Malaria, welche die Menschheit in Afrika seit Jahren plagt, entwickelte sich ursprünglich aus einer Variante der Malaria, die bei Gorillas entdeckt wurde. Die Malaria-Mücke gibt es schon seit Millionen von Jahren und noch immer sterben Millionen von Menschen an ihrem Erreger. Menschen, die mit Malaria infiziert sind, haben Symptome wie Fieber, das so schlimm werden kann, dass sie daran sterben können. Sie ist einer der größten Feinde der in Afrika lebenden Menschen. Auch junge Menschen und ein großer Prozentsatz schwangerer Frauen überleben diese Krankheit nicht, so dass das Virus in weiten Teilen Afrikas noch immer auch schwere wirtschaftliche Folgen hat.

Quelle: Mayo Foundation for Medical Education and research (https://www.mayoclinic.org/)

Im Fall der Malaria-Mücke spielt der Klimawandel eine weniger wichtige Rolle. Hier ist es die Globalisierung, welche die Chance erhöht, dass der Parasit mit dem Menschen reist. Außerdem ist die Malaria-Mücke nicht nur eine exotische Art. Vor langer Zeit wurden sie in Nordeuropa gefunden. Auch in den Vereinigten Staaten gab es im Jahr 2014 1.000 Menschen, die sich mit Malaria infizierten. Grundsätzlich wird der Erreger meist mit Medikamenten bekämpft. Aber auch hier sind ernsthafte Schutzmaßnahmen wie bedeckende Kleidung und Moskitonetze unerlässlich.

Ein Team der Wageningen University and Research hat in Zusammenarbeit mit der TU Delft neue Moskito-Fallen im Kampf gegen Malaria entwickelt, die sogenannte M-Tego. Die Falle verbreitet Wärme, welche die Mücken anlockt und sie dann in die Falle saugt. In ihrer Forschung sind sie sehr realistisch: „Es wird die Malaria nicht ausrotten, aber es kann sicherlich zu einer Reduzierung beitragen“.

Wie bereits erwähnt ist auch die Asiatische Tigermücke, über die schon als „alteingesessener Gast“ berichtet wird, eine Stechmücke, mit der wir in Europa verstärkt rechnen müssen. Die Stechmücke ist in Südostasien beheimatet. Sie sticht hauptsächlich tagsüber und die Stiche können schmerzhaft sein. Die Asiatische Tigermücke überträgt eine Virusinfektion namens Dengue, auch bekannt als Denguefieber. Sie kann außerdem das Zika-Virus übertragen, was jedoch weniger wahrscheinlich ist. Dengue beginnt mit Fieber, Kopf- und oft auch Muskelschmerzen, die acht bis zehn Tage andauern. Nach drei bis vier Wochen kann es zu einem fleckigen Ausschlag kommen. Bei Fieber in tropischen Ländern sollten Sie deshalb immer einen Arzt aufsuchen. Gegen dieses Virus gibt weder Impfungen noch Medikamente. Schützen Sie sich deshalb unbedingt immer mit abdeckender Kleidung und einem Moskitonetz.

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Quelle: https://www.bambulah.com/collection/kasih/

Vor allem Reisende nach Laos, Kambodscha, Thailand, Vietnam oder auf die Philippinen sollten sich vor der Tigermücke in Acht nehmen. Sie verbreitet sich in der Regenzeit sehr schnell. Seit 2011 ist Dengue wieder sehr aktiv und wurde auf den Philippinen zur Epidemie erklärt. Durch den Anstieg der Patientenzahlen kam es in einigen Ländern auch zu einer Verknappung von Blut, das für die Behandlung notwendig ist.

Aber auch wenn Sie nicht nach Asien reisen: Die Asiatische Tigermücke ist inzwischen auch in Europa zu finden. Experten sind sich noch uneinig, wie groß das Risiko für die öffentliche Gesundheitspflege ist. Die Mücke kommt vor allem in Südeuropa vor, weniger in Nordeuropa. In den Niederlanden gab es zum Beispiel 2010 einen Fall in einer Firma in Weert, wo 10 Mücken entdeckt wurden. Während einige sie für harmlos halten, sehen es andere als alarmierend. So warnt der Entomologe Bart Knols von der Radboud Universität, dass wir einfach zu wenig über die exotischen Mücken wissen, so dass wir nur reaktiv handeln können. Seine Botschaft: „Wenn Sie nicht wissen, wer Ihr Feind ist und was er verbreiten kann, müssen Sie ihn fernhalten. Rigoros.“

Die Tigermücke ist 1990 in Genua gelandet und hat seither ihren Lebensraum ziemlich ausgedehnt. Sie legen ihre Eier in stehendem Wasser ab, wie z. B. in Blumentöpfen, Regentonnen, Regenrinnen oder in Pfützen am Straßenrand. Es wird empfohlen, wachsam zu sein und Begegnungen mit Tigermücken sofort zu melden. Was Sie außer dem Tragen von schützender Kleidung und dem Schlafen unter einem Moskitonetz tun können, um sich vor dieser Mücke zu schützen, ist Orte zu meiden, an denen sie während der aktiven Zeit gefunden wurde – und zwar von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Zudem können Sie auch Mückenschutzmittel wie z. B. Deet verwenden.

7 Möglichkeiten, um Mückenstiche zu verhindern

Quelle: https://www.onemedical.com/blog/live-well/7-ways-to-prevent-mosquito-bites

Auch in diesem Fall sind der großflächige internationale Handel und der Klimawandel der Grund für die langfristige Ansiedlung dieser Mücke in Europa. Im internationalen Handel stehen Autoreifen auf Platz eins als größter Überträger der exotischen Stechmücke.

Einige Stechmücken wählen einen spezifischeren Ort, um sich in Europa aufzuhalten. So hat sich die Gelbfiebermücke, die in Afrika, Südamerika, Asien und einigen Teilen Australiens vorkommt, nur auf der portugiesischen Insel Madeira und einer Region im Nordosten der Türkei angesiedelt. Die körperlichen Beschwerden des Gelbfieber-Virus, das diese Mücke mitbringt, sind sehr unterschiedlich. Von einer leichten Grippe bis zu hohem Fieber mit Blutungen. Menschen, die nach Südamerika reisen, sollten im Amazonasgebiet besonders vorsichtig sein. Hier ist die Stechmücke am aktivsten. Sie können sich gegen Gelbfieber impfen lassen, sollten aber auch immer alle Vorsichtsmaßnahmen wie geeignete Kleidung, ein imprägniertes Netz und Anti-Mücken-Produkte treffen.

Natürlich stellt sich die Frage, was man gegen all diese Mücken tun kann? Wenn selbst die „gewöhnlichste“ Mücke, mit der wir diesen Bericht begonnen haben, aufgrund des Klimawandels zum Überträger des West-Nil-Virus in ganz Europa werden kann. Oder die sehr außergewöhnlichen Fälle, dass z. B. ein australischer Reisender nach einem Mückenstich auf Bali sein Gedächtnis verliert.

Es ist sicherlich nicht die freudigste Nachricht. Aber auch nichts, worüber wir in Panik geraten sollten. So wie sich die Welt verändert, auf technologischer, klimatologischer und sozialer Ebene, so bewegt sich natürlich auch die Natur mit uns. In diesem Sinne schärft zum Beispiel die Corona-Pandemie, mit der wir derzeit leben, auch das Bewusstsein für die Verletzlichkeit des Menschen. Es ist auch eine positive Entwicklung, wenn nun Einige einsehen, dass wir vielleicht nicht immer die Stärksten sind. Genauso verhält es sich mit der Mückenbekämpfung. Es ist der umgekehrte Calimero-Effekt: Ich bin groß, und du bist klein, und das ist nicht fair. Manchmal gewinnt der Kleinste.

In diesem Sinne ist es entscheidend, dass Sie auf Reisen – auch im eigenen Land –ausreichend informiert sind. Gehen Sie kein Risiko ein, indem Sie in der Dämmerung unbedeckt auf die Straße gehen und achten Sie darauf, ob Sie Beschwerden entwickeln, wenn Sie gestochen wurden.

Den Prognosen zufolge wird es in den kommenden Jahren immer weniger Klimaunterschiede zwischen tropischen und ursprünglich nicht-tropischen Gebieten geben. Auch der Unterschied zwischen Stadt und Land verändert sich. Selbst in den Städten finden sich immer größere Konzentrationen von Stechmücken. Außerdem werden sie zunehmend resistent gegen alle unsere Repellentien.

Wissenschaftler argumentieren, dass Regierungsbehörden in naher Zukunft mehr tun sollten, um die Lebensräume von Moskitos zu kartieren und vor den Gefahren zu warnen. Sie arbeiten daran, ein Warnsystem einzurichten und Daten über das Auftreten von Krankheiten mit sozioökonomischen und Klimadaten zu kombinieren. Auf diese Weise hoffen sie, die Risiken von Ausbrüchen besser vorhersehen zu können.

Es ist interessant zu sehen, dass etwas so Kleines wie eine Stechmücke so bedeutende Themen in unserer Welt symbolisieren kann. Sollten wir weniger reisen? Sollten wir uns der globalen Erwärmung nicht stärker bewusst sein? Sollten wir uns nicht schon vorbereiten, anstatt auf den Schaden zu warten?

Es gibt natürlich nicht die eine Antwort auf all diese Fragen. Vielleicht bleibt uns nichts, als zu sagen, lasst uns gemeinsam versuchen, unseren gesunden Menschenverstand zu gebrauchen, um uns und unsere Lieben jederzeit so gut es geht zu schützen. Besonders jetzt.

Bleiben Sie sicher!
Bambulah.

Quellenangabe: Ministerium für Verkehr, öffentliche Arbeiten und Wasserwirtschaft, RIVM, Trouw, Wageningen University & Research, IRP, Care Plus, Telegraaf, NVWA, De Morgen, GreenMe.